Musterpräsentation

Muster präsentieren, aber wie? Wie Sie bei (Innen-) Architekt:innen punkten und was Sie möglichst vermeiden sollten.

Oktober 2024
10
Minuten
Saskja Jagenteufel
Materialcollage mit verschiedenen Bau- und Designproben, darunter Holz- und Metallstücke, Netze, Textilien und farbige Platten. Die Anordnung zeigt eine Vielzahl von Oberflächenstrukturen und Materialien in unterschiedlichen Farben und Formen.

Muster spielen im Planungsprozess eine zentrale Rolle. Sie dienen nicht nur der Inspiration, sondern sind auch entscheidend für die Beurteilung von Materialien, Oberflächen und Farben. Und mal Hand aufs Herz: Sagt ein gutes Muster nicht manchmal mehr als tausend Katalogseiten? Muster bieten Bauproduktherstellern eine ideale Möglichkeit, direkt ins Blickfeld der Architekt:innen zu gelangen. Doch wie können Sie sicherstellen, dass Ihre Muster im Planungsbüro nicht nur gut ankommen, sondern auch gezielt eingesetzt werden? Wir zeigen Ihnen, worauf es ankommt und welche Fehler Sie vermeiden sollten.

Warum Muster für Planer:innen unverzichtbar sind

Bevor wir tief in die Tipp- und Trickkiste für gute Musterpräsentationen greifen, lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, weshalb Muster für (Innen-) Architekt:innen – und damit unmittelbar auch für Bauherren – so wichtig sind:

Muster…

…inspirieren

Sie helfen dabei, vage Visionen zu konkretisieren und eine erste Idee schnell in einen - im wahrsten Sinne des Wortes - greifbaren Entwurf zu verwandeln.

…lügen nicht

Nur durch physisches Anfassen kann wirklich beurteilt werden, ob ein Material den funktionalen und ästhetischen Anforderungen genügt – sei es in Bezug auf Haptik, Kratzfestigkeit, Robustheit oder Farbtreue.

…beschleunigen Entscheidungen

Im Austausch mit der Bauherrschaft sind Muster ein unverzichtbares Kommunikationsmittel, um Oberflächen zu veranschaulichen und die finale Auswahl zu treffen.

»Eins sollten Sie beachten: Sobald das Muster die Hand einer (Innen-) Architekt:in berührt, ist die Aufmerksamkeit zumindest für einen kurzen Moment weg. Es wird von allen Seiten befühlt und begutachtet - quasi Fluch und Segen zugleich. Überlegen Sie also gut, wann Sie das Muster überreichen, und platzieren Sie Ihre wichtigsten Infos vorher oder nachher.« — Franziska Holzmann, Strategic Consultant bei hej.build

Die Reise des Musters: So heben Sie sich an jeder Station ab

Von der Anfrage bis ins Büro – und im besten Fall übrigens auch wieder zurück zum Hersteller – durchlebt ein Muster zahlreiche Stationen. An jeder dieser einzelnen Stationen gibt es die Chance, sich vom Wettbewerb abzuheben – sei es durch das Muster selbst oder durch den damit verbundenen Service. Doch wann und wie haben Sie welche Einflussmöglichkeiten?

1. Anfrage und Musterbestellung – Gute User Experience von Anfang an

Wie einfach machen Sie es den Planer:innen, Produkte und Muster ins Büro zu bestellen? Empfehlenswert ist ein Prozess, der intuitiv und einfach ist. Bestellformulare via Website oder feste Ansprechpersonen des Unternehmens, die unkompliziert kontaktiert werden können, sind optimal. Vermeiden Sie komplexe Anfragemasken oder fehlende Kontaktdaten auf der Website. Kostenpflichtige Muster? Ein klarer Abschreckungsfaktor.

2. Verpackung und Präsentation – Der erste Eindruck zählt

Liefern Sie Ihre Muster in durchdachten und praktischen Verpackungen. Stellen Sie Mustermappen, -boxen oder -taschen bereit, die leicht zu handhaben und ästhetisch sind. Herausnehmbare Muster, die individuell für verschiedene Bemusterungssituationen zusammengestellt werden können, punkten besonders. Vermeiden Sie unbedingt unnötig große Umverpackungen, in denen am Ende nur ein kleines Muster steckt – das wirkt nicht nur unpraktisch, sondern auch wenig nachhaltig.

3. Beschriftung und Produktinformation – Kein Platz für Verwechslungen

Ein Muster, das durch viele Hände wandert, muss jederzeit erkennbar sein. Herstellername, Produktdetails und QR-Codes, die direkt zur spezifischen Produktseite und nicht zur Startseite des Herstellers führen, sind ein absolutes Muss. Die Beschriftung auf den Produkten fehlt gänzlich? Das führt dazu, dass Muster oft nicht mehr den Weg von den Schreibtischen oder Projektkisten zurück in die richtige Verpackung finden.

4. Logistik und Lieferung – Verspätungen sind hier fehl am Platz

Eine der knappsten Ressourcen in Planungsbüros ist die Zeit. Sorgen Sie also für einen schnellen und zuverlässigen Lieferservice. Ein beschädigtes oder verspätetes Muster kann die gesamte Planung beeinträchtigen – und im Zweifel wird dann zum schnelleren Wettbewerber gegriffen. Erwägen Sie die Rücknahme großer oder nicht mehr benötigter Muster an – denn neben der Zeit ist auch Platz im Büro oft knapp. Ein schnellerer, unproblematischer Rückholservice ist ein Plus.

5. Ankunft im Planungsbüro – Spotlight oder Staubschicht?

Ihr Muster muss sich durchsetzen. In den meisten Planungsbüros herrscht Platzmangel und es warten eine Menge Materialien darauf, verwaltet zu werden. Das Format ist der entscheidende Punkt: Damit Ihr Muster gut aufgenommen wird, sollte es handlich, leicht zu lagern und gut organisiert sein. Flexibel einsetzbare Formate oder Bindungen, die individuell zusammengestellt werden können, sind besonders beliebt. Bieten Sie Ihre Muster zudem in unterschiedlichen Formaten oder mithilfe von Übersichtskarten an.

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Muster, oh Muster: Herausforderungen von Planer:innen und Herstellern

Muster sind essenziell für Planungsbüros. Doch stehen diese häufig vor der Herausforderung, ihre wachsenden Mustersammlungen zu bewältigen und unnötigen Wildwuchs zu vermeiden: Unterschiedliche Formate, Platzprobleme und der Zeitaufwand für die Pflege kosten wertvolle Ressourcen: Für Planer:innen sind kompakte, aktuelle, beschriftete und schnell zugängliche Muster daher ein Muss. Die klare Bitte an Hersteller? Macht es ihnen so leicht und unkompliziert wie möglich.

Hersteller hingegen kämpfen oft damit, eine Musterpräsentation zu entwickeln, die nicht nur optisch überzeugt und den Sehgewohnheiten der Ästhet:innen entspricht, sondern auch praktisch und kosteneffizient ist. Denn sowohl in der Produktion als auch in der Verpackung verstecken sich Kosten, weshalb die Qualität der Produktmuster als auch schöne und sparsame Verpackungen teils zu kurz kommen. Der Erfolg hängt zudem stark von einer zuverlässigen, nachhaltigen Lieferung und gut geplanter Logistik ab. 

Aber ein kleiner Tipp am Rande: Der Aufwand lohnt sich. Denn wer Interesse an Ihren Mustern hat, hat im Regelfall auch Interesse an Ihrem Unternehmen. Und ist somit ein heißerer Lead als flüchtige Messebesucher:innen.

»Wir möchten damit gefüttert werden, was sich bei den Herstellern in Sachen Innovation tut.« — Anni Rosenberg, brandherm+krumrey interior architecture
Portrait von Anni Rosenberg
Anni Rosenberg, brandherm + krumrey interior architecture

Im Rahmen unseres Industry Updates zum Thema Musterpräsentation haben wir bei Anni Rosenberg, Innenarchitektin und Assoziierte von brandherm + krumrey interior architecture, nachgefragt, wie Ihr Büro mit Mustern umgeht und was ihnen beim Handling am meisten hilft:

  • Kurze und knackige Update-Termine von maximal 30 Minuten, in denen kompakt und ohne viel Chichi über Produkt- und Kollektions-Neuheiten informiert wird.
  • Auf dicke Produktkataloge verzichten, da diese zwar schöne Produktbilder beinhalten, aber im Arbeitsalltag dann doch eher Handmuster zum Einsatz kommen.
  • Rücknahme großer und sperriger Muster, da Materialbibliotheken aus allen Nähten platzen und Muster häufig nur während des Projekts benötigt werden.
  • Direkte Ansprechpartner:innen für Handmusterbestellungen, weil es einfacher und schneller ist, an seine Muster zu kommen, als über Onlineportale mit Login-Barriere.
  • Zuverlässige und rechtzeitige Lieferung, da ansonsten Materialien anderer Hersteller angefordert werden.
  • Kostenlose Materialmuster, da ein Unkostenbeitrag ebenfalls dazu führen kann, dass zu den Produkten eines anderen Herstellers gegriffen wird.

Wie sieht die ideale Musterpräsentation* aus der Perspektive von (Innen-) Architekt:innen aus?

  1. Sie ist übersichtlich und nicht überladen gestaltet.
  2. Die Verpackung ist haptisch und optisch hochwertig und nachhaltig produziert.
  3. Sie bietet die nötige Flexibilität mit herauslösbaren Muster, um diese neben anderen Muster auf den Tisch legen oder individuell für Bemusterungstermine zusammenstellen zu können.
  4. Sie beinhaltet Übersichtskarten im Kleinformat, sofern es unterschiedliche Farben und Oberflächen gibt, und bietet die Möglichkeit, größere Handmuster bei Bedarf bestellen zu können.
  5. Sie ist auf der Rückseite beschriftet mit Hersteller-Namen, Produkt und Farbe, sodass Materialien eindeutig zugeordnet werden können.
  6. Eine Verlinkung auf die Website via QR-Code bietet weiterführende Informationen, die immer aktuell und auf dem neuesten Stand sind.

* in Form von Mappen, Boxen, Handmustern, Koffern etc.

»Ein Farbfächer sagt mehr als tausend Katalogseiten.« — Hannes Bäuerle, raumprobe I Material Bank

Der schönste Streichelzoo für Planer:innen

Portrait von Hannes Bäuerle
Hannes Bäuerle, Material Bank

Hannes Bäuerle von Material Bank geht bei der optimalen Musterpräsentation sogar noch einen Schritt weiter und sagt: »Muster ist nicht gleich Muster: Lassen sie sich mehr in die Karten schauen, zeigen Sie die Bestandteile der Produkte, damit sie mit allen Sinnen begreifbar und erlebbar gemacht werden.« Und dass er weiß, wovon er spricht, beweist nicht zuletzt der physische Ort »raumprobe*«, den er gemeinsam mit seinem Partner Achim Stumpp in Stuttgart geschaffen hat und liebevoll als »Streichelzoo für Planer:innen« beschreibt. 

* Seit kurzem gehört die raumprobe übrigens zum amerikanischen Unternehmen Material Bank, das Architekt:innen mit seiner Materialdatenbank und einem schnellen Overnight-Lieferservice von Materialmustern eine umfassende Plattform bietet.

Falls Sie das Angebot der raumprobe/Material Bank noch nicht kennen, folgt hier eine warme Empfehlung, sich dort mal umzuschauen.

Aber zurück zu Hannes Bäuerle. Aus Sicht des selbsternannten Material-Freaks gibt es elf handfeste Vorteile von Mustern, die Sie als Hersteller für Ihre Zwecke nutzen sollten:

  1. Physische Wahrnehmung: Produkte werden mit allen Sinnen direkt erlebbar.
  2. Beurteilung der Eignung: Belastbarkeit und Ästhetik für spezifische Anwendungen.
  3. Entscheidungsfindung: Physische Prüfung des Produkt reduziert Unsicherheiten und erhöht die Kaufwahrscheinlichkeit.
  4. Transparenz: Hersteller zeigen, dass sie offen für eine genaue Überprüfung ihrer Produkte sind.
  5. Bessere Beratung: Mit Materialmustern kann effizienter und zielgerichteter beraten werden.
  6. Vermeidung von Missverständnissen: Muster reduzieren Missverständnisse in Bezug auf Produkteigenschaften.
  7. Visuelle und haptische Präsentation: Starkes Marketingwerkzeug, das bei Messen, Präsentation oder Direktvertrieb eingesetzt werden kann.
  8. Differenzierung: Vom Wettbewerb abheben und Wertschätzung der Kunden erhöhen.
  9. Verkaufsförderung: Tool für Vertriebsteams, Produkte besser zu präsentieren.
  10. Angebotsunterstützung: Entscheidender Vorteil bei Ausschreibungen oder Angeboten.
  11. Langfristige Kundenbindung: Wer ein Material einmal physisch erlebt hat, bleibt oft treu – und wird zum Wiederholungskunden.

Welche Auswirkungen hat KI auf die Musterliebe von Architekt:innen?

Fragt man Hannes Bäuerle, liegt die Antwort, ob das echte Muster hinfällig wird, auf der Hand: ein ganz klares Nein. Im Gegenteil, das Muster werde künftig noch relevanter als Gegenpol zur digitalen Welt. Muster lösten den ungezwungenen Spieltrieb und vor allem auch Emotionen bei den Anfassenden aus, die digital nur schwer nachgeahmt werden könnten. Auch Anni Rosenberg bestätigt diese Einschätzung. Digitale Beratungsgespräche zu Mustern und Materialien funktionierten schon, seien aber ihrer Meinung nach viel einfacher durchzuführen, wenn zusätzlich das Muster vorab ins Büro geschickt werde und während der Erläuterung direkt angefasst werden könnte.

Aber auch bei der digitalen Präsentation nicht vergessen: Wählen Sie den Zeitpunkt der Musterübergabe weise und überlegt. Denn für einen kurzen Moment setzen Herz und Hirn der (Innen-) Architekt:innen garantiert aus. Wie oft haben Sie selbst erlebt, dass ein gut gewähltes Muster sofort Begeisterung ausgelöst hat? Eine spontane Eingebung kann plötzlich zum greifbaren Entwurf werden – und das ist der Moment, in dem Sie bei Architekt:innen punkten. 

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Häufige Fragen (und Antworten) zur optimalen Musterpräsentation

Bringt es noch etwas, Muster regelmäßig vorbeizubringen, wenn die Pflege von Materialbibliotheken so aufwendig ist?

Ja, regelmäßige Muster-Updates sind wichtig, um über Innovationen und Neuheiten informiert zu bleiben. Trotz des Handling-Aufwands sind Muster für Inspiration und Materialentscheidungen unerlässlich.

Was ist Bauherr:innen bei der Musterpräsentation wichtig?

Genauso wie die Planer:innen reagieren auch Bauherr:innen meist emotional auf Muster. Sie wollen die Materialien anfassen und erleben, um die Qualität und die haptische Wahrnehmung zu beurteilen. Der Preis ist wichtig, aber auch das Vertrauen in das Material und seine Eignung.

Sollten Hersteller Fachberater:innen zu Bauherr:innengesprächen mitbringen?

Insbesondere bei spezifischen oder komplexen Produkten ist es hilfreich, wenn Fachberater:innen in die Gespräche einbezogen werden. Sie können tiefergehende Informationen liefern und Fragen der Bauherr:innen direkt beantworten.

Wie geht man mit sperrigen Produkten in der Musterpräsentation um?

Große Muster sind im Alltag oft unpraktisch; kleinere Muster oder Ausschnitte genügen meist. Für Bauherr:innenpräsentationen werden dann gerne größere Muster genutzt, die danach aber wieder abgeholt werden sollten.

Was ist bei der Etikettierung und dem Einsatz von QR-Codes zu beachten?

Muster müssen klar und dauerhaft beschriftet sein, idealerweise auf der Rückseite und mit QR-Codes, die direkt auf die spezifischen Produktinformationen auf der Hersteller-Website verlinken. Das erleichtert die Arbeit und stellt auch die langfristige Nutzung der Muster sicher.

Sollten Muster kostenlos bleiben?

Kostenlose Muster senken die Hemmschwelle. Schutzgebühren können Planer:innen davon abhalten, bestimmte Materialien zu nutzen. Kostenpflichtige Muster heben Sie negativ von der Konkurrenz ab, dabei sind Muster wichtige Tools für Ihre Vertriebsteams.

Wie ist die Erfahrung mit digitaler Beratung?

Digitale Beratungen funktionieren nur, wenn die Planer:innen die Muster parallel vor Ort haben. Ohne Muster würden im remote Dialog wichtige Details verloren gehen.

Was ist für euch wichtig, wenn Hersteller anrufen?

Eine offene, ehrliche und authentische Kommunikation ist entscheidend. Planer:innen schätzen es, wenn sie mit Menschlichkeit und Interesse angesprochen werden, statt mit zu viel Verkaufsdruck.

Was sind die größten Pain Points beim Umgang mit Herstellern?

Zeit ist oft das größte Problem. Wenn Muster nicht rechtzeitig geliefert oder Versprechen nicht eingehalten werden, leidet der Planungsprozess. Verlässlichkeit und Flexibilität der Hersteller sind entscheidend.