Unsere Top 11 Messestände auf der BAU 2025 aus Architekt:innen-Sicht
Über 2.230 Aussteller, hunderte Hallenmeter, unzählige Eindrücke – die BAU 2025 war ein Marathon für Augen, Füße und Gespräche. Unser Team war mit acht Personen an insgesamt vier Tagen vor Ort und hat die Stände genauer unter die Lupe genommen, die uns aus Architekt:innen-Sicht besonders ins Auge gestochen sind. Zugegeben: Alles konnten wir bei dieser Fülle unmöglich sehen, aber einige Messestände haben uns begeistert – durch kluge Konzepte, durchdachte Designs und einen klaren Fokus auf die Bedürfnisse der Planer:innen.
Hier sind unsere Favoriten und die Gründe, warum diese Stände besonders positiv hervorgestochen sind:
Tarkett – The Beauty of Circularity
Das Motto des Messestands wurde hier konsequent umgesetzt. Gerollte Linoleumböden, die wie Skizzenpapier im Köcher standen und gefaltete Vinylbodenreste, aufgespießt und an ein Kunstobjekt erinnernd, setzten klare, ästhetische Akzente. Auf 400 Quadratmetern präsentierte Tarkett innovative Lösungen und rückte die zirkulären Bodenbelagskollektionen in den Mittelpunkt. Ein weiteres Highlight: das hauseigene Rücknahme- und Recyclingprogramm ReStart®, das klimaschädliche CO₂-Emissionen reduzieren und Entsorgungskosten sparen soll.
Aber auch unabhängig vom produktspezifischen Inhalt überzeugte der Stand durch seine Architektur. Eine pastellige, einladende Farb- und Materialwelt war eine Wohltat für die Sinne und lud besonders zum Anfassen und Stöbern ein.
Agrob Buchtal – Road to Net Zero
Agrob Buchtal setzte auf ein schlichtes, aber wirkungsvolles Konzept: Die geschwungenen Wegeslinien mit dem Claim »Road to Net Zero« zogen sich wie ein grüner Faden – im symbolischen Sinne – mit unterschiedlichen Haltepunkten durch den Stand. Die Fliesen und Produkte an den Mustertischen konnten ausgiebig getestet und mitgenommen werden. Hochwertige Giveaways wie Skizzenbücher und Muster hinterließen einen bleibenden Eindruck – ebenso wie die Gastfreundschaft durch Kaffee, Getränke und Snacks.
Der besondere Clou? Der Verzicht auf einen eigenen Bodenbelag zugunsten des bestehenden Messebodens unterstrich das konsequente Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Diese schwellenlose Verbindung zur Messehalle schuf nicht nur Offenheit, sondern setzte ein klares Zeichen: Hier wurden die Themen Ressourcenschonung und Zirkularität gelebt. Alle verwendeten Standmaterialien finden zudem im Anschluss eine Wiederverwendung.
Ein kleines Schmankerl: Wir durften den Messestand schon vor der BAU bewundern, da wir mit der Begleitkommunikation auf LinkedIn, Instagram und via E-Mail beauftragt waren. Und der Ansatz »Nachhaltigkeit kommunizieren, ohne Nachhaltigkeit zu nennen« ging voll auf.
Formani – Galerie der Beschläge
Bin ich auf einer Messe oder in einer Galerie? Diesen Gedanken weckte der Stand von Formani und der Schwesterfirma Jolie Handles, die beide Teil der Luxury Hardware Group sind und für hochwertige Beschläge, Handwerkskunst, Design und Funktionalität stehen. Die klare Zweiteilung – Formani links in Schwarz, Jolie rechts in Weiß – zog sich durch jedes Detail: von den Bilderrahmen über die Sitzgelegenheiten bis hin zu Tischen und Dekoration. Die jeweiligen Designer:innen wurden elegant über ihren Beschlägen und Klinken in Szene gesetzt, wie Kunstwerke in einer Galerie.
Das kommunikative Herzstück? Eine lange, ebenfalls zweigeteilte Tafel, die zum Arbeiten, Ausruhen, Austauschen und Naschen einlud. Dieser zentrale Ort wurde rege genutzt und verlieh dem Stand eine lebendige Atmosphäre – ein ruhespendender Raum im ansonsten eher trubeligen Ambiente der BAU.
Object Carpet – Mehr Sein statt Schein
Zu solch einem Messestand gehört eine ordentliche Portion Mut. Die teuren Messequadratmeter sind gebucht, das Jahres-Highlight BAU naht – und Object Carpet? Setzte auf Reduktion. Auf den ersten Blick wirkte die Fläche leer. Doch hinter dem mit schwarzem Klebeband abgeklebten Messestand verbarg sich eine Einladung in den Münchner Showroom. Parallel zur Messe boten Mitarbeitende dort persönliche Gespräche und detaillierte Einblicke in die Produkte.
Unser Fazit: Mutig, klar – und so noch nicht gesehen. Ein Konzept, das in unsere Top 10 gehört und gleichzeitig ein wichtiges Zeichen setzt: für kreative Lösungen und gegen die Müllberge einer jeden Leitmesse wie der BAU.
Häfele – Gebaute Studie »Dynamic Living«
Wenn ein Messestand nicht ausreicht, bucht Häfele einfach einen zweiten. Und das hat sich gelohnt. Unter dem Namen »Dynamic Living« präsentierte der Randstand das Produktportfolio in einem gebauten Case. Die Frage: Wie können wir auf nur 18 Quadratmetern wohnen? Live-Vorführungen der wandelbaren Tiny-Living-Lösung zogen die Aufmerksamkeit der Besucher:innen an. Wer zufällig vorbeischlenderte, blieb stehen und ließ sich von der Dynamik des Konzepts begeistern.
Und wer noch mehr wissen wollte, konnte den Hauptstand besuchen. Eines steht fest: Die Funktionalität der eigenen Produkte so praxisnah in einer echten Einbausituation zu demonstrieren, ist kaum zu toppen.
WIEHAG – Reduktion mit Struktur
Ein Ansatz, den wir in Strategieprojekten für Bauprodukthersteller häufig empfehlen: Referenzen für sich sprechen lassen. Und genau das machte WIEHAG. Der Messestand, aus eigenen Materialien gebaut, bestach durch Schlichtheit und klare Linien – und zeigte ausschließlich Referenzen. Die tragende Holzkonstruktion rahmte großformatige Projekte ein und setzte einen klaren Fokus auf das Wesentliche: die Kommunikation durch realisierte Bauvorhaben.
Was besonders gefiel: Wie eine aufgerissene Ecke öffnete sich der Stand zum Messepublikum. Dabei wurde nicht nur die Holzbalkenkonstruktion in den Laufwegen sichtbar, sondern das Innere des Standes wie eine leuchtende Schatzkiste betont.
Stora Enso – Großes im Kleinen zeigen
Stora Enso setzte auf einen Messestand, der Architektur und Material kombinierte. Die eigenen Produkte und Systeme wurden direkt in die Standarchitektur integriert, was sowohl außen als auch innen überzeugte. Feine Details, wie die Präsentation des Systems durch kleine Architekturmodelle, zogen Architekt:innen besonders an. Auch die begleitenden Unterlagen und Flyer überzeugten mit einer hohen (Informations-)Qualität.
Besonders erwähnenswert? Der Stand wurde von der BAU 2023 wiederverwendet – zwar mit neuen Exponaten, aber in identischer Architektur. Das wirkte keineswegs langweilig oder monoton, sondern betonte die Wiedererkennbarkeit und unterstrich den nachhaltigen Ansatz der Marke.
Lindner – Ein Statement in rot
Mit einem klaren Fokus auf die »Future of Construction« zeigte die Lindner Group einen Messestand, der die Themen Circular. Collaborative. Digital. in Szene setzte. Der in kräftigem Rot gehaltene Messestand entwickelte durch beleuchte LED-Streifen im oberen Bereich des Streckmetalls eine Strahlkraft, die schon aus der Ferne sichtbar war. Die durchgängige Farbgebung – von Streckmetall über Mobiliar und Leuchten bis zum Bodenbelag – verlieh dem Stand eine stimmige Ästhetik.
Übrigens kam der Stand in seiner Grundstruktur nicht zum ersten Mal zum Einsatz: Ursprünglich wurde er gemeinsam mit dem dänischen Hersteller von Textilbodenbelägen ege carpets auf der ORGATEC 2024 realisiert. Dieses Jahr auf der BAU lag der Fokus jedoch auf zirkulären Produkten für Boden, Wand, Decke und zirkulären Geschäftsmodellen. Und wer über berufliche Weiterentwicklung und Neuorientierung sprechen wollte, war bei Lindner ebenfalls an der richtigen Adresse.
Orama – Scheinbar schwerelos
Der Messestand von Orama Minimal Frames war ein visuelles Highlight auf der BAU. Mit einer Konstruktion aus transluzenten Paneelen und schwebenden Elementen zeigte Orama, wie Produkte scheinbar schwerelos in Szene gesetzt werden können, während sie gleichzeitig die minimalistische Ästhetik der rahmenlosen Fenster- und Türsysteme widerspiegelten. Der offene und einladende Aufbau sorgte für einen fließenden Übergang zwischen den einzelnen Bereichen und zog die Besucher:innen durch subtil beleuchtete Flächen förmlich in den Stand hinein.
Das Design war eine Hommage an die Reduktion – mit einem besonderen Highlight: Schwarze Jutebeutel als Giveaways, die geschickt in die Standarchitektur integriert wurden. Sie wirkten wie ein lebendiger Teil des Designs, das sich durch die Eingriffe der Besucher:innen stetig wandelte.
Westag – Türöffner für Architekt:innen
Westag hatte es bereits vor wenigen Wochen mit seinem Messestand auf der BAU 2023 als Best Case in unseren Praxis-Guide geschafft. Nun folgt bereits der nächste Eintrag auf unserer »sehr gut gemacht«-Liste: Denn auch in diesem Jahr überzeugt der Messestand durch seine einladende Architektur. Raumbildende Elemente setzten die Türen bestens in Szene und kommunikative Zwischenzonen schafften viel Raum für Dialog.
Übrigens: Der gesamte Stand wird im Showroom am Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück als permanente Ausstellung weiterverwendet. Aus gut gemeint wird in diesem Fall also auch sehr gut gemacht und die Materialien, Produkte und Exponate an einem anderen Ort wiederverwendet.
mods – Zurückhaltende Rafinesse
Der Messestand von mods überzeugte uns auf der BAU mit einem minimalistischen Standdesign, das auf den zweiten Blick seine ganze Rafinesse offenbarte. Die cremeweiße Außenhülle der modularen Sanitärboxen kontrastierte mit kunstvoll gefertigten portugiesischen Fliesen im Inneren.
Dabei spiegelte jedes Detail die hohe Gestaltungsqualität wider: ausgewählte Sanitärobjekte, maßgeschneiderte Möblierung und elegante, laborähnliche Lichtkästen. Die filigrane Metallkonstruktion symbolisierte die Gebäudestruktur und machte das modulare System unmittelbar verständlich. Als Marke, die im High-End-Architekturbereich angesiedelt ist, strahlte mods eine Haltung aus, die besonders Architekt:innen ansprach – subtil, aber überzeugend.
Von Top 11 zu Top 14: Drei besondere Erwähnungen
Neben unseren Top 11 möchten wir drei weitere Messestände hervorheben, die aus gutem Grund nicht in die Liste aufgenommen wurden: OBO Bettermann und Etex, deren Konzepte wir selbst entwickelt haben und somit außerhalb der Wertung laufen sowie das Unternehmen Keil, das sich primär auf eine andere Zielgruppe fokussierte. Alle drei bieten spannende Ansätze, die zeigen, was einen gelungenen Messeauftritt ausmacht: Viel Haptik, wenig Chichi und genügend Raum für Austausch.
Klarheit durch Material und Raum bei Etex und OBO
- Beide Standkonzepte setzen gezielt auf das Wesentliche: das Produkt. Der Etex-Stand bestand hauptsächlich aus gestapelten Materialien der Tochterfirmen Equitone, Eternit und Cedral, aus denen Tische und Exponate entstanden sind. Offene, niedrige Elemente schufen eine Oase in der dichten Messehalle.
- OBO Bettermann setzte dagegen auf eine klare Struktur: Die beiden »Häuser im Haus« bieten wortwörtlich ein Dach über dem Kopf und setzten die neue OBO Blackline in Szene.
Erfolgsfaktor: Messepersonal
- Beide Firmen haben eins gemeinsam: Die Messe kann noch so gut sein – ohne das richtige Standpersonal verliert selbst der beste Auftritt an Wirkung. Die Schulung der Teams ist daher das A&O. Für OBO Bettermann gab es sogar von uns eine Last-Minute-Schulung kurz vor dem Start der BAU, um das Vertriebspersonal optimal auf die Zielgruppe vorzubereiten.
Handwerk trifft auf Design
- Last but not least: Der Messestand von Keil überzeugte durch eine klare Fokussierung auf Verarbeiter:innen. Werkbänke und durchdachte Details, die optimal auf die Zielgruppe abgestimmt waren, wurden in einer ästhetisch ansprechenden Gestaltung umgesetzt. Besonders positiv fiel die Markenpräsentation auf: locker, klar, professionell – und gleichzeitig mit spürbarem Spaß am Handwerk und an durchdachten Detaillösungen.
Fazit: Zielgruppenansprache im Fokus
Die klare Ausrichtung auf eine gute Zielgruppenansprache war ein prägendes Thema der BAU 2025. Ebenso erfreulich: Nachhaltigkeit wurde stärker als selbstverständlicher Bestandteil integriert, statt inszeniert zu wirken. Oberflächliche »Green Claims« oder Greenwashing traten in den Hintergrund, während Glaubwürdigkeit und Transparenz dominierten.
Auch wenn nicht jeder Stand gleichermaßen überzeugen konnte, zeigte sich ein Wandel in der Kommunikation vieler Ausstellenden: weg von Standardlösungen, hin zu mehr Relevanz für die Planungswelt. Für uns steht fest: Die BAU bleibt ein Ort, der einen Besuch wert ist – und wir sind gespannt, wie sich die Messelandschaft bis 2027 weiterentwickelt.
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